Arzneimittel-Vereinbarung 2017

der Vorstand der KV Rheinland-Pfalz hat in den letzten Jahren immer wieder betont, dass die KV keine „Ärzte-Gängelungs-Institution“, sondern eine Service-Organisation für uns Ärzte sei. Durch das neue Verfahren zur Wirtschaftlichkeitsprüfung wurden wir in Rheinland-Pfalz jedoch mal wieder eines Besseren belehrt.

Die KV stellt uns zwar in Aussicht, dass, wenn wir die vereinbarten Gesamtausgaben für Arzneimittel im Jahr 2017 von etwas über 1,6 Milliarden Euro nicht überschreiten, es keine Wirtschaftlichkeitsprüfungen geben wird, und zeigt sich optimistisch, dass wir dieses Ziel auch laut einer ersten Hochrechnung angeblich erreichen können. Aber selbst, wenn wir diese Obergrenze unterschreiten, was insbesondere dann daher rühren wird, dass die Kollegen aus Angst vor Regressen indizierte Verordnungen nicht mehr tätigenoder jetzt wieder der berühmte „Verschiebebahnhof der Arzneiverordnung“ einsetzt, ist heute schon klar, dass die Krankenkassen im nächsten Jahr die Grenze auf dieses niedrigere Ausgabenvolumen absenken werden. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis wir die vereinbarten Gesamtausgaben erneut überschreiten werden.

Wenn sich sehr viele Kollegen, die über Jahre oder Jahrzehnte immer wirtschaftlich verordnet haben, ohne ihr Verordnungsverhalten zu ändern, plötzlich dem Vorwurf einer unwirtschaftlichen Verordnungsweise und einer damit verbundenen existenzgefährdenden Regressgefahr ausgesetzt sehen,

  • wenn Zielquoten völlig willkürlich festgelegt zu sein scheinen,
  • wenn es völlig egal ist, ob ich die Zielquote um 0,5% oder um 50% verfehlt habe,
  • wenn teilweise Leitsubstanzgruppen einfach falsch sind (z.B. Gabapentin und Pregabalin sind bezüglich der zugelassenen Indikation nicht deckungsgleich),
  • wenn es Quoten für Arzneimittel gibt (z.B. DPP4-Hemmer, Ezetimib), die wir vor allem bei alten, schwer kranken oder Hochrisikopatienten einsetzen,
  • wenn die Arzneimittel-Fallwerte gerade für die älteren Patienten abgesenkt werden, so dass diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die viele alte und schwer kranke Patienten betreuen, abgestraft werden,

dann wird klar:

Diese Vereinbarung wurde katastrophal schlecht verhandelt. Sie hat uns in unserem berufspolitischen Kampf, das Morbiditätsrisiko endlich dahin zu verlagern, wo es hingehört – nämlich zu den Krankenkassen -, um Jahre zurückgeworfen. Aber auch die Versorgungsqualität der Patienten wird damit erneut schlechter.

Die faktische Übernahme des Morbiditätsrisikos durch uns Ärzte ist etwas, was auch Außenstehende, egal ob Patienten, ausländische Kollegen oder Krankenhausärzte, überhaupt nicht nachvollziehen und verstehen können. Und so muss man sich darüber im Klaren sein, dass man mit solchen Vereinbarungen auch den letzten niederlassungswilligen jungen Kollegen endgültig abschreckt.
Die völlig falsche und zugleich verheerende Signalwirkung dieser völlig praxisfremden und damit versorgungsfeindlichen Vereinbarung wird die ambulante medizinische Versorgung in Zukunft weiter schwächen, das steht heute schon fest. Da diese Vereinbarung noch in der letzten Legislaturperiode verhandelt wurde, ist nicht klar, wer hierfür letztlich verantwortlich ist.
Wenn aber unser aktueller KV-Vorstand es für richtig befindet, uns Ärzten die Daumenschrauben anzuziehen, damit die Krankenkassen nicht mehr Geld für Arzneimittel ausgeben müssen als für unsere Vergütung, dann vertritt er die Interessen der Krankenkassen und nicht unsere Interessen.
Daran ändert auch die Aussage nichts, dass uns die Krankenkassen angeblich in irgendeiner Art und Weise an den durch uns generierten Einsparungen beteiligen. An dieses Märchen glauben wir und die meisten Kolleginnen und Kollegen schon lange nicht mehr.

Die MEDI Forderungen an den KV-Vorstand lauten daher:

  • Setzen Sie sich für die Abschaffung der Arznei- und Heilmittelbudgets ein.
  • Erläutern Sie der Ärzteschaft, wie die fachgruppenspezifischen Arzneimittel-Fallwerte errechnet wurden.
  • Machen Sie den Krankenkassen klar, dass die KV auf Dauer die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung nur gewährleisten kann, wenn die Krankenkassen aufhören, den Vertragsärzten Knüppel zwischen die Beine zu werfen!

Nehmen Sie auch unbedingt an unserer Umfrage zur neuen Arzneimittelvereinbarung teil.

Wir werden die Ergebnisse präsentieren und diese auch mit der KV besprechen.

Der Vorstand des MEDI Südwest e.V.

Dr. med. Ralf Schneider Dr. Walter Gradel Dr. Ulrich Glatzel Frank Fasco
Vorstandsvorsitzender MEDI SW e.V. Stellv. Vorstandsvorsitzender Stellv. Vorstand Stellv. Vorstand

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