Rückblick auf ein forderndes Jahr 2025

Liebe Mitglieder des MEDI Südwest e. V.,

2025 hat uns erneut vor Augen geführt, welch große Verantwortung im ambulanten Bereich liegt und wie wenig unsere Realität in den politischen Entscheidungen berücksichtigt wird. Viele Rahmenbedingungen haben sich verändert, Entlastung war jedoch kaum dabei. Trotz allem haben Sie die Versorgung stabil gehalten und damit die Grundlage des gesamten Gesundheitssystems gesichert.

Honorarsituation und wirtschaftliche Realität

Eines der zentralen Themen waren die Honorarverhandlungen für 2026. Das Ergebnis fällt so gering aus, dass es den tatsächlichen Kostenanstieg in den Praxen kaum abfedert. Energie, Personal und Infrastruktur werden stetig teurer, während die Honorardynamik nicht mithält. In Rheinland-Pfalz konnten regionale Verbesserungen erreicht werden, die jedoch keine echte Planungssicherheit schaffen. Viele Praxen arbeiten längst unter Bedingungen, die Investitionen erschweren und den Handlungsspielraum einschränken.

Debatte um ein neues Primärversorgungssystem

Stark in den Vordergrund trat die Diskussion über ein Primärversorgungssystem mit stärkerer Steuerung durch die Krankenkassen. Gefordert werden verbindliche Erstkontakte im hausärztlichen Bereich, engere Rollenabgrenzungen und neue Zugangsregeln für die fachärztliche Versorgung. Solche Modelle bergen das Risiko, Versorgung bürokratischer zu machen und primär nach Kosten statt nach Qualität zu steuern. Gerade in Rheinland-Pfalz zeigt sich, dass flexible, regional angepasste Versorgungsstrukturen besser funktionieren als zentral vorgegebene Steuerungsmechanismen.

Ambulantisierung und Notfallversorgung

Ein weiteres Schwerpunktthema war die Weiterentwicklung der Ambulantisierung und der Notfallstrukturen. Viele Reformideen klingen auf dem Papier nachvollziehbar, führen in der Praxis jedoch zu zusätzlichen Aufgaben in den Praxen, ohne dass die Finanzierung mitwächst. Notdienstregelungen, neue Vorhalteanforderungen und hybride Leistungsmodelle erzeugen Unsicherheit und erhöhen den Druck auf die Teams. Was als Entlastung der Kliniken verkauft wird, landet häufig ungefiltert im ambulanten Bereich.

Positive Entwicklungen und regionale Stärke

Trotz der Herausforderungen konnten in Rheinland-Pfalz wichtige Akzente gesetzt werden. Netzwerke sind gewachsen, neue Kooperationsprojekte wurden angestoßen, und immer mehr Kolleginnen und Kollegen suchen aktiv nach regionalen Lösungen jenseits zentraler politischer Vorgaben. Diese Entwicklungen stärken die ambulante Versorgung nachhaltig und zeigen, wie viel Gestaltungskraft in den Praxen selbst liegt.

Ausblick auf 2026

Das kommende Jahr wird anspruchsvoll bleiben. Wir werden weiter für eine verlässliche Finanzierung, realistische Arbeitsbedingungen und bürokratiearme Praxismodelle eintreten müssen. MEDI Südwest wird sich auch 2026 klar für eine starke ambulante Medizin einsetzen, die freie Arztwahl verteidigen und regionale Versorgungslösungen stärken.

Dank und Weihnachtsgruß

Ich danke Ihnen für Ihren unermüdlichen Einsatz, Ihre Geduld und Ihre Loyalität gegenüber Ihren Teams und Ihren Patientinnen und Patienten. Sie tragen die Versorgung dieses Landes.

Ich wünsche Ihnen eine ruhige Weihnachtszeit und einen guten Start in ein gesundes Jahr 2026.

Mit herzlichen Grüßen

Dr. Ralf Schneider

Vorsitzender MEDI Südwest e. V.