Obwohl viele Impfungen in Deutschland erstattet werden, verharren die Impfquoten auf einem sehr geringen Niveau. Wenn jetzt im Herbst die jährlichen Grippeimpfaktionen den Praxisalltag bestimmen, ist dies der ideale Zeitpunkt, den Impfstatus Ihrer Patienten grundlegend zu überprüfen. Doch der diesjährige „Winter-Check“ ist komplexer geworden. Um im Praxisalltag den Überblick zu behalten, haben wir die wichtigsten Fakten im „Spickzettel Winterimpfungen“ zusammengefasst. Dieser Leitfaden hilft Ihnen nicht nur dabei, Ihre Patienten bestmöglich vor Atemwegsinfekten durch Pneumokokken und RSV zu schützen, sondern bereitet Ihre Praxis auch auf die neuen ökonomischen Realitäten der Vorhaltepauschale vor. Eine logistische Erleichterung vorweg: Da es sich bei den klassischen Winterimpfungen durchweg um Totimpfstoffe handelt, können diese laut dem Epidemiologischen Bulletin 4/2025 problemlos gleichzeitig verabreicht werden. Das spart Termine und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten den vollständigen Schutz erhalten.
Pneumokokken: Ein einziger Standard für Erwachsene
Auf dem Spickzettel für die Pneumokokken-Prophylaxe steht mittlerweile ein klarer Favorit. Die STIKO empfiehlt bereits seit Jahren die Impfung mit Prevenar 20® (PCV20). Dieser Impfstoff ist aktuell der einzige von der STIKO empfohlene Pneumokokken-Impfstoff für Erwachsene. Als Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist er bequem über den Sprechstundenbedarf zu verordnen.
Bei der Indikationsstellung sollten Sie zwei Gruppen im Blick haben: Zum einen gilt die Impfung als Standard für alle Personen ab 60 Jahren. Zum anderen ist sie als Indikationsimpfung für Erwachsene zwischen 18 und 59 Jahren vorgesehen, sofern diese an Grunderkrankungen leiden oder eine berufliche Indikation vorweisen. Ein wichtiger Hinweis für Ihr Praxismanagement betrifft die Bürokratie: Achten Sie darauf, dass für die Standardimpfung und die Indikationsimpfung jeweils separate Dokumentationsnummern existieren, die im Anhang der Schutzimpfungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hinterlegt sind.
» Hier finden Sie die Fachinformation zu Prevenar 20® (Stand September 2025)
RSV: Neue STIKO-Empfehlungen präzise umsetzen
Ein relativ neuer Punkt auf dem winterlichen Impfplan ist der Schutz vor dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Die STIKO hat hierzu im August 2024 ihre Empfehlung für ältere Erwachsene veröffentlicht. Empfohlen wird eine einmalige Impfung, die möglichst vor Beginn der RSV-Saison erfolgen sollte. Hierbei kommt bevorzugt ein Impfstoff wie ABRYSVO® zum Einsatz, der als einziger bivalenter RSV-Impfstoff ohne Adjuvanzien und ohne Hühnereiweiß hergestellt wird.
[Image of elderly patient consulting with doctor about RSV vaccine]Der Spickzettel differenziert auch hier genau nach Altersgruppen und Risikoprofilen. Für alle Patientinnen und Patienten ab 75 Jahren gilt die RSV-Impfung als Standard. Für die Alterskohorte der 60- bis 74-Jährigen ist sie als Indikationsimpfung vorgesehen, wenn schwere Grunderkrankungen vorliegen. Zu diesen Risikofaktoren zählen unter anderem schwere Erkrankungen der Atmungsorgane, chronische Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus mit Komplikationen sowie Immundefizienz.
Auch für ABRYSVO® gilt: Die Erstattung erfolgt als Standard- beziehungsweise Indikationsimpfung unkompliziert über den Sprechstundenbedarf. Für Patienten, die nicht unter die STIKO-Empfehlung fallen, aber dennoch geschützt werden möchten, besteht die Möglichkeit einer Verordnung auf Privatrezept, da der Impfstoff für alle Personen ab 18 Jahren zugelassen ist.