Die fachübergreifenden Ärzteverbände MEDI GENO Deutschland e. V. und MEDI Baden-Württemberg e. V. beteiligen sich an der bundesweiten Protestaktion des Virchowbundes und von weiteren Ärzteverbänden und rufen deutschlandweit und in Baden-Württemberg zu Praxisschließungen vom 27. bis 29. Dezember 2023 auf. „Die Politik scheint immer noch nicht verstanden zu haben, wie prekär die Lage der ambulanten Versorgung für die Patientinnen und Patienten und die Ärzteschaft ist. Deshalb müssen wir weiter protestieren“, mahnt der stellvertretende Vorsitzende von MEDI GENO e.V und Vorstizende des MEDI Südwest e.V.und praktizierende Allgemeinmediziner Dr. Ralf Schneider. Er rechne damit, dass es durch die Urlaubszeit und die Protestaktion zu massiven Praxisschließungen nach den Feiertagen komme.
Für die niedergelassene Ärzteschaft war 2023 laut MEDI kein gutes Jahr: Die Abschaffung der Neupatientenregelung sei für Patientinnen und Patienten deutlich zu spüren – die Wartezeiten vor allem für Facharzttermine hätten sich dadurch noch mal drastisch verlängert. Die Honorarverhandlungen mit einer Steigerung von 3,85 Prozent reiche nicht aus, um die ambulante Versorgung ausreichend zu finanzieren. Hinzu komme das BSG-Urteil zur Sozialversicherungspflicht der Poolärzteschaft im ärztlichen Bereitschaftsdienst. Das Urteil führe dazu, dass sich ältere Ärztinnen und Ärzte früher aus der Niederlassung verabschieden als geplant. Außerdem werden dadurch laut MEDI sowohl Sprechstundenzeiten als auch Notdienstzeiten reduziert.
Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik von Minister Karl Lauterbach (SPD).
„Die Politik ist aktuell mit vielen anderen Themen beschäftigt, sodass sie die Gesundheit der Menschen in diesem Land gar nicht mehr im Blick hat. Nicht nur die Kliniken müssen reformiert werden, sondern man muss schon einen Schritt vorher beginnen. Dort, wo viele schwere Erkrankungen noch verhindert werden können – bei der ambulanten Versorgung“, kritisiert MEDI-Südwest-Chef Schneider und wendet sich damit direkt gegen die Gesundheitspolitik von Karl Lauterbach.
Die Ärzteschaft darf nicht aufhören zu protestieren, bis sich endlich etwas ändert. Auch, wenn wir für unsere Patientinnen und Patienten die Praxisschließungen nach den Feiertagen sehr bedauern, machen wir das am Ende für sie und uns alle. Denn auch wir Ärztinnen und Ärzte sind ja vor Krankheiten nicht geschützt. Auch wir sorgen uns sehr um unsere medizinische Versorgung.
Die kommenden Praxisschließungen vom 27. bis 29. Dezember 2023 seien dieses Mal vor allem den Medizinischen Fachangestellten gewidmet. „Sie arbeiten täglich durch den Personalmangel und das zunehmende Patientenaufkommen an der Belastungsgrenze. Ohne sie wäre die ambulante Versorgung nicht möglich. Die Wertschätzung durch die Politik für die Arbeit unserer Medizinischen Fachangestellten hält sich leider in Grenzen. Das haben wir in der Pandemie deutlich gesehen, als ihnen der Coronabonus vorenthalten wurde“, so Schneider
Patientinnen und Patienten müssen sich vom 27. bis 29. Dezember 2023 an die Vertretungen der Praxen oder an den ärztlichen Bereitschaftsdienst und die 116 117 wenden.
Es kann so nicht mehr weitergehen, deswegen hoffen wir, dass sich auch möglichst viele Praxen an den Aktionen beteiligen.
Wir wünschen unseren MEDI-Mitgliedspraxen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in ein hoffentliches gesundes und berufspolitisch besseres Jahr 2024.
Dr. Ralf Schneider
Vorsitzender MEDI-Südwest e.V.
Stv. Vorsitzender MEDI-Geno e.V.