Honorarverhandlungen: Scharfe Kritik am jüngsten Abschluss

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband haben sich auf eine Erhöhung des Orientierungswertes um 3,85 Prozent geeinigt, was zusätzliche 1,7 Milliarden Euro für die ambulante Versorgung im Jahr 2025 bedeutet. Insgesamt werden die gesetzlichen Krankenkassen voraussichtlich rund 49 Milliarden Euro für die ärztliche Behandlung in der ambulanten Versorgung ausgeben.

Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, betonte, dass die Einigung kein Grund zum Jubeln sei und als Signal an den Bundesgesundheitsminister verstanden werden solle. „Ohne die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen in den Praxen ist eine gute Gesundheitsversorgung unmöglich“, so Gassen. Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, erklärte, dass die Erhöhung die aktuelle Ausgabensituation in den Arztpraxen und die angespannte Finanzsituation der Krankenkassen berücksichtige.

Der Medi Verbund Südwest äußert scharfe Kritik am jüngsten Honorarabschluss. Dr. Ralf Schneider, Vorstandsvorsitzender des Medi Verbund Südwest und Allgemeinmediziner aus Alzey, bezeichnet die Erhöhung des Orientierungswertes um 3,85 Prozent als unzureichend. „Die vereinbarte Honorarerhöhung von 3,85 Prozent für das Jahr 2025 ist angesichts der aktuellen Herausforderungen in den Arztpraxen und der angespannten Finanzsituation der Krankenkassen völlig unzureichend“, so Dr. Schneider. „Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein und wird den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen in den Praxen nicht die notwendige Entlastung bringen.“

Dr. Schneider betont, dass ohne eine angemessene Vergütung der niedergelassenen Ärzte eine gute Gesundheitsversorgung nicht möglich sei. „Die Politik muss endlich erkennen, dass die ambulante Versorgung das Rückgrat unseres Gesundheitssystems ist und entsprechend gefördert werden muss“, fordert er. Er fügt hinzu, dass die steigenden Betriebskosten und die zunehmende Bürokratie die Praxen zusätzlich belasten. „Die Ärzte stehen unter immensem Druck, sowohl finanziell als auch organisatorisch. Eine Erhöhung von 3,85 Prozent reicht bei weitem nicht aus, um diese Herausforderungen zu bewältigen.“

Dr. Schneider kritisiert zudem, dass die Protestaktionen und Mahnungen der Ärzteschaft vom Jahresanfang nicht gehört wurden und damit wirkungslos geblieben sind. „Es ist enttäuschend zu sehen, dass unsere Bemühungen, auf die Missstände aufmerksam zu machen, ignoriert wurden. Die Politik muss endlich handeln und die notwendigen Schritte einleiten, um die ambulante Versorgung zu sichern.“