Verträge der AOK und der TK müssen geändert werden

Die KV-Rheinland-Pfalz hat informiert, dass die bereits bekannten Verträge der AOK „Multimorbidität / chronische Erkrankungen“ und der Techniker Krankenkasse „Verbesserung der patientenorientierten medizinischen Versorgung“ mit Wirkung zum 01.11 2017 geändert werden müssen.

Einverständnis der Patienten
Bisher konnten alle Ärzte ganz einfach durch Ansetzen der entsprechenden Ziffern in der Abrechnung an den Verträgen teilnehmen. In Zukunft muss jeder Arzt eine Teilnahmeerklärung abgeben. Zusätzlich und mit großem Aufwand verbunden, muss der Arzt eine schriftliche Einverständniserklärung der Patienten einreichen. Dies wurde jetzt vom Bundesversicherungsamt so auferlegt.

Teilnahme nicht mehr sinnvoll
Aus unserer Sicht macht eine Teilnahme an diesen reinen Kodierverträgen für die meisten Ärzte damit keinen Sinn mehr. Gerade der unbürokratische Abrechnungsvorgang war noch für die ohnehin nicht üppige Vergütung angemessen.

Zwar wird zukünftig auch eine Einschreibepauschale in Höhe von 8 EUR (GOP 90549) abzurechnen sein, die aber den hohen Erklärungsaufwand für einen Vertrag, der für den Patienten keinerlei Mehrwert bietet, nicht decken wird. Den Patienten wird der Sinn und Zweck, warum Sie diesem Vertrag beitreten und in die Abrechnung einwilligen sollten, nur schwer vermittelbar sein.

Aus Sicht von MEDI Südwest wäre es ratsam, wenn die Ärzte in RLP diesen Aufwand nicht betreiben und nicht mehr an diesen Verträgen teilnehmen.

Diese Verträge können Facharztverträge nicht ersetzen und verhindern diese noch eher.

Praxistipp: Da die Neuregelungen erst ab 01.11. gelten, können bis zum 31.10. alle Ziffern normal abgerechnet werden, soweit ein Arztkontakt vorliegt.

Hausärzte – HZV Einschreibungen
Den Hausärzten in Rheinland-Pfalz empfehlen wir, die bereits in beiden Verträgen abgerechneten Patienten nicht in die neu gestalteten Verträge, sondern stattdessen in den finanziell weitaus lukrativeren HZV der AOK einzuschreiben. Hier lohnt sich zum einen dann der Aufwand und zum anderen wird damit auch die Grundlage für eine verbesserte Versorgung und auf dieser aufbauend, für sinnvolle Facharztverträge geschaffen.

Chance für Facharztverträge
Den Krankenkassen raten wir diese Gelegenheit sinnvoll zu nutzen und von diesen aufwändigen und wenig sinnvollen Verträgen Abstand zu nehmen und sich endlich richtigen Facharztverträgen zu widmen.

Der Erhalt und die Verbesserung der Patientenversorgung sollte auch in Rheinland-Pfalz endlich in den Focus der Kassen rücken und man sollte dem überaus positiven Beispiel der Versorgungsoptimierung in Baden-Württemberg folgen.

Auch deswegen wäre ein geschlossenes Signal der Ärzteschaft in Rheinland-Pfalz so wichtig – helfen Sie mit und verschwenden Sie nicht Ihre Zeit für Einschreibungen in reine Kodierverträge, die weder eine bessere Versorgung noch eine signifikant bessere Vergütung bringen.

Arzneimitteltrendmeldungen 2017 – Regressgefahr für viele Ärzte
Die Arzneimitteltrendmeldungen für die ersten beiden Quartale 2017 wurden kürzlich von der KV-Rheinland-Pfalz versendet. Wie von MEDI schon befürchtet, wiesen diese bei sehr vielen Ärzten einen teilweise starken Anstieg der Budget-Überschreitungen aus.

Ganz im Gegensatz zu den Vorjahren, gibt es nun Ärzte, die Ihre Arzneimittelbudgets teilweise sogar stark überziehen. Viele Ärzte können Ihre fachgruppenspezifischen Zielquoten nicht erfüllen und würden sich daher bei einer gleichzeitigen Überschreitung des Gesamtbudgets in Rheinland-Pfalz, Prüfanträgen ausgesetzt sehen.

Fallwerte sind intransparent – Offenlegung gefordert
Aus MEDI-Sicht liegt der Verdacht nahe, dass der Auslöser dafür die neu berechneten Fallwerte sein könnte. Die teilweise starken Anstiege bei der Überziehung der Arzneimittelbudgets bei den Ärzten ist aber auf jeden Fall nicht nur mit der Bereinigung der Fallwerte um den Sprechstundenbedarf und die Praxisbesonderheiten zu erklären.

Wir hatten ja schon die mangelnde Transparenz bei der Berechnung dieser Fallwerte bemängelt, hier muss die KV unbedingt nachbessern und offenlegen, wie diese Werte berechnet wurden. MEDI hatte dies ja bereits gefordert. Es besteht der Verdacht, dass sich hier zu Ungunsten der Ärzte verrechnet wurde.

MEDI setzt sich ein – helfen Sie mit
Den Ärzten können wir momentan nur empfehlen ihre Trendmeldungen aufmerksam zu lesen und nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Nehmen Sie unbedingt an unserer Umfrage zu den Trendmeldungen teil, wir werden die KV mit den Ergebnissen konfrontieren.

Hier geht es zu den Umfragen

Dr. Ralf Schneider
Vorstandsvorsitzender MEDI Südwest e.V.

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