Corona-Impfung in die Hände der Experten – angemessene Honorierung für Impfberatung!

Liebe MEDI-Mitglieder,

das neue Jahr hat begonnen und Corona hat leider die Gesellschaft und damit auch die ambulante medizinische Versorgung weiterhin fest im Griff.

Ein Hoffnungsschimmer war noch am Ende des vergangenen Jahres die Tätigkeitsaufnahme der Impfzentren. Hier musste man aber allerdings mit den vorher schon zu erwartenden Problemen zurechtkommen.

Chaotische Zustände, viel zu hoher bürokratischer Aufwand        
Es herrscht dort stellenweise das blanke bürokratische Chaos. Neben den fehlenden Informationen für die zahlreich angemeldeten Ärzte und Helferinnen, fangen die Probleme bereits bei der Impfstoffbesorgung der einzelnen Zentren an, gehen über die Besetzung der Zentren mit dem erforderlichen Personal weiter und auch die teilweise umständliche und langatmige Terminvereinbarung und die zeitaufwändige Aufklärung und Dokumentation in Papierform verhindern das, was eigentlich Sinn und Zweck der Impfzentren sein sollte – eine effektive und vor allem schnelle Versorgung der Bevölkerung mit Impfungen.

Der administrative Aufwand ist aus MEDI-Sicht einfach viel zu hoch angesetzt. Die Impfraten pro Zentrum im Vergleich zu den Hausarztpraxen, wo seit Oktober fast 20 Mio Grippeimpfungen durchgeführt werden konnten, viel zu niedrig.

Impfen wo die Patienten versorgt werden              
Aus unserer Sicht kann es nur so gehen, dass die Impfungen nach der Zulassung des Moderna-Impstoffes, der keine aufwändige Kühlung benötigt, dort durchgeführt werden, wo die Patienten ohnehin in Behandlung sind und auch Beratung suchen: In den Hausarztpraxen.

Hier ist auch die Versorgung der immobilen Patienten in der häuslichen Versorgung gewährleistet, die jetzt aufwändig in die Impfzentren verbracht werden müssten, oder schlichtweg von der Versorgung abgeschnitten sind.

Es zeigt sich auch hier wieder das bekannte Problem, dass bei den Planungen der Impfzentren die Ärzteschaft in der ambulanten medizinischen Versorgung anscheinend nicht ausreichend gehört wurde. Das sind alles Probleme und Fragen, die von den Hausärzten jeden Tag bearbeitet und gelöst werden.

Beratungsaufwand muss angemessen honoriert werden       
Die Patienten wenden sich ohnehin vor einem Besuch des Impfzentrums an den Hausarzt.
Die bereits seit 4. Januar massiv gestiegenen Anfragen zu Coronaimpfungen, die in den Hausarztpraxen feststellbar sind zeigt doch, dass die Patienten natürlich den Rat des behandelnden Hausarztes einholen wollen, das ist auch medizinisch nachvollziehbar und absolut vernünftig.

Aus den Erfahrungen der Vergangenheit muss aber von Anfang an klar dargelegt werden, dass dieser immense Mehraufwand der Ärzte nicht nebenbei zu leisten ist und deswegen muss es auch eine angemessene Vergütung für diese Impfberatung geben.

Eine Vergütung entsprechend der Ziffer 35100 EBM ist absolut angemessen und im Vergleich zu den immensen Kosten der Impfzentren auch für das Gesundheitssystem ein verkraftbarer Aufwand.

Impfung in Pflegeeinrichtungen durch Hausärzte       
Es gibt ja schon erste Tendenzen in diese Richtung, denn seit 28.12. gibt es die Möglichkeit für Hausärztinnen oder Hausärzte, die Pflegeeinrichtungen betreuen und Interesse daran haben, dort Impfungen durchzuführen.

Die Pflegeeinrichtung stimmt sich dazu mit einer Hausarztpraxis ab, ob die Hausärztin oder der Hausarzt die Impfungen im Heim durchführen möchte, und zu welchen Terminen die Hausärztin oder der Hausarzt zur Verfügung steht. An den Impftagen muss auch eine Apothekerin oder ein Apotheker zur Aufbereitung des Impfstoffs in der Pflegeeinrichtung anwesend sein, und die Pflegeeinrichtungen sich auf der Website der Stelle Impfdokumentation des Landes registriert haben und die Impflinge gemeldet haben. Von dort kommen auch personalisierte Impfdokumentationsbögen.

Alle Vorbereitungen (Unterschriften auf dem Aufklärungsbogen einholen, Dokumentation Vorerkrankungen, Arzneimittel, Kontraindikationen auf dem Laufzettel etc.) sind von der Pflegeeinrichtung zu leisten. Nähere Infos finden Sie hier.

Es zeigt sich aus ersten Erfahrungen, dass die Impfungen in den Einrichtungen, mit den dort tätigen Hausärzten natürlich auch mit der seit Jahren im Gesundheitswesen antrainierten Effizienz schnell und unkompliziert und damit kostengünstig durchgeführt werden können.

Die Impfzentren werden deswegen aus unserer Sicht auch nur eine ganz kurze Existenzzeit haben müssen. Die Coronaimpfung gehört in die Hände der Experten in den seit Jahren erfolgreich betriebenen Impfzentren – in die Praxen der Hausärzte!

Für den Vorstand

Dr. Ralf Schneider

Vorstandsvorsitzender MEDI Südwest e. V.