Honorarverhandlungen 2019: 620 Millionen Euro für Vertragsärzte 

Was sich anhört  wie eine enorm hohe Summe, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein unterirdischer Abschluss!  Das Ergebnis zeigt, dass der Orientierungswert nur um 1,58 % steigen wird. Zwar wollen sich die Verbände noch einmal an den Verhandlungstisch setzen, jedoch die Grundvoraussetzungen sind für die Ärzteschaft er wieder einmal ungünstig, denn bereits jetzt haben die Krankenkassen angekündigt, den Forderungen nicht entsprechen zu wollen.

Angetreten war die KBV mit einer Forderung von 4,2 %. Angesichts der immer weiter auseinander klaffenden Gehälter im niedergelassenen Bereich gegenüber den Gehältern in den Kliniken, war diese Forderung mehr als legitim.

Seitens des GKV Spitzenverbandes waren 0,2 % angeboten. Ein lächerliches Angebot, wenn man bedenkt dass die aktuelle Inflationsrate bei derzeit 2 % liegt. Der Verbraucherpreisindex lag für das Jahr 2017 bei 109,7 %, für das Jahr  2016 bei 107,4 %  und für das Jahr 2015 bei 106,9 %. Der Verbraucherpreisindex zeigt die Preisentwicklung für verschiedene Verbrauchsgüter und Dienstleistungen für den privaten Sektor zeigt bei einer Steigerung des Indexes die aktuelle Höhe der Inflation.  Die vergangenen Jahre haben ebenfalls Anstiege zwischen 1,5 und überwiegend ca. 2 % gezeigt.  Es ist davon auszugehen dass der Preisanstieg für 2018 und somit Inflationsrate ebenfalls wieder bei 2% bzw. sogar mehr Prozent liegt.

Somit wieder einmal ein Abschluss unterhalb der Inflationsrate! Mit solchen Abschlüssen wird der niedergelassene Arzt auf kurz oder lang abgeschafft, weil die Praxen betriebswirtschaftlich nicht mehr führbar sind.

Es bleibt für die niedergelassene Ärzteschaft immer wieder unerklärlich, warum bereits jetzt ein Abschluss getätigt wurde, und das nach nur 3 Sitzungen der KBV und des GKV Spitzenverbandes. Warum wurde von Seiten der KBV nicht ordentlich verhandelt bevor es zu einem Abschluss kommt?

Auch Dr. med. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von Medi Geno Deutschland kritisiert diesen Abschluss. „Umgerechnet auf den Arzt wären das 320 Euro mehr Umsatz im Monat. Davon kann sich eine Praxis nicht einmal eine Aushilfskraft leisten“.

Angetreten war die KBV auch mit Forderungen zu höherer Honorierung der Hausbesuche, zusätzlichen Entgelten für die Hygiene und die Datensicherheit. Speziell für die Hausbesuche war die Forderung der KBV, dass die Honorierung von 22,59 € auf 33,71 € ansteigen müsse. Diese Forderung hatten die Krankenkassen rundweg abgelehnt. In der Verhandlung spielte diese Forderung auch keine Rolle mehr und müsste daher in der Nachverhandlungen Thema sein. Hygiene und Datensicherheit/Telematik sind vorrangige Themen der Nachverhandlungen. Hausbesuche? – Fehlanzeige! Für die Hygiene hat der GKV Spitzenverband schon angedeutet, dass sie dafür kein Geld zusätzlich locker machen wollen und für Datensicherheit stehen die Diskussionen in den Sternen. Die Telematik – der eigentliche Profiteur sind die Krankenkassen, diese sollten gemäß der politischen Vereinbarung  bei der Einführung auch die Kostenträger sein – ist ebenfalls nachzuverhandeln und auch hier blockieren die gesetzlichen Krankenkassen.

FAZIT: Wer auf Nachverhandlungen setzt, zeigt dass er bei der Hauptverhandlung schon versagt hat.

Weiterhin ein wichtiges Thema ist die sprechende Medizin. Diese war überhaupt kein Thema bei den Verhandlungen. Die Generation Y – eigentlich unsere Nachfolger – neigt zu Depressionen und fragt sich zu 47 % ob sie nicht innerhalb der nächsten 2 Jahre ihre Jobs wechseln sollen. Sie bräuchten unseren Rat, Beratung und Ansprache. Unsere alten Mitbürger und alten Patienten vereinsamen immer mehr und suchen unsere Praxen auf um „Ansprache“ zu haben. Die sprechende Medizin wird immer wichtiger und wird nicht honoriert.

Warum versagen daher unsere Standesvertreter in der KBV und knicken bei den Verhandlungen bereits nach 3 Sitzungen ein?

Grund zur Kritik haben wir niedergelassene Ärzte der Basis genug und eigentlich schon viel zu lang!

Es geht bei diesen Verhandlungen um eine leistungsgerechte Vergütung. Wird unsere Leistung mit diesem Abschlüssen gewürdigt? Nein! Somit wissen wir, wie es um die Sinneshaltung und um die Wertschätzung unserer Arbeit von Seiten der Politik = Gesetzgeber und den Krankenkassen bestellt ist.

In den vergangenen Jahren wurde immer betont, es sei kein Geld in den Kassen. „Das Polster der Kassen ist so dick wie nie – Erstmals mehr als 20 Milliarden Euro haben die Krankenkassen auf der hohen Kante, wie die Zahlen für das erste Halbjahr 2018 offenlegen.“

Zusammen mit den Finanzen, die der Gesundheitsfonds zur Verfügung stellt, stehen den Krankenkassen somit fast 30 Milliarden Euro zur Verfügung.

Eine wesentliche Nachbesserung wird mit Sicherheit ausbleiben. Selbst wenn jetzt nun im Detail etwas nachgebessert werden wird, die Gesamt-Honorare werden im Wesentlichen fortgeschrieben, zukünftige Anpassungen werden nicht ausreichen.

Auch den zukünftigen Generationen wird das Geld nicht reichen, bzw. sie werden mit noch weniger auskommen müssen.

Die jungen Ärzte werden geködert mit Darlehensanreizen. Von dem Darlehen alleine kann keine Praxis leben. Es müssen Umsätze generiert werden und hier versagen die Angebote der KV, der Krankenkassen und der Politik. Wenn die jungen Kollegen das merken, dann ist es für sie leider wieder zu spät, denn dann hängen sie am Bändel der Banken.

Wie wird es weitergehen?

Wenn sich die niedergelassene Ärzteschaft – egal ob Facharzt oder Hausarzt – nicht zusammenrauft und gegenüber der Politik und den Krankenkassen endlich einmal klare Kante zeigt, werden wir kaum eine Zukunft haben.

Dr. Thomas Dambach

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