Praxen sind teilweise schutzlos Corona ausgesetzt! Hausärzte müssen ab jetzt impfen dürfen

Es ist schon viel über oftmals nicht sachgerechte und kaum nachvollziehbare Impfstoffverteilung gesprochen worden. Aus unserer Sicht spielt sich aber gerade ein echter Skandal ab, denn viele impfwillige Ärztinnen und Ärzte erhalten weder für sich noch ihr Personal Impfungen.
Sie sind damit faktisch gezwungen ,sich völlig schutzlos in der Patientenversorgung maximal zu exponieren. Ein unhaltbarer Zustand, hier muss sofort nachgesteuert und allen Impfwilligen aus dem ambulanten Bereich ein kurzfristiges Impfangebot gemacht werden. Die ambulante medzinische Versorgung ist sonst akut gefährdet.

Coronasprechstunden und Leichenschauen müssen zur Not abgesagt werden

Es ist schlichtweg unzumutbar, dass Praxen Coronasprechstunden mit Infizierten oder auch Hausbesuche, Leichenschauen in Pflegeeinrichtungen mit hochinfektiösen Patienten durchführen müssen, ohne dass die Ärzte samt Personal sich angemessen durch eine Impfung schützen können.

Es kann daher nicht einfach so weitergehen – im Zweifel müssen Heimbesuche, Leichenschauen und Coronasprechstunden abgesagt werden, wenn nicht für einen ausreichenden Impfschutz gesorgt werden kann.

Wir begrüßen die Initiative der KV-RLP ausdrücklich, die jetzt zunächst die Coronapraxen angeschrieben und eine zentrale Impfkoordination angeboten hat. Ein richtiger aber auch ein überfälliger Schritt. Dabei darf es aber nicht bleiben, alle Ärzte in der ambulanten Versorgung müssen für sich und ihr Personal ein kurzfristiges Impfangebot erhalten.

Biontech mit neuen Handlungsempfehlungen

Nach der Meldung vom Freitag, dass es kurzfristig zu Lieferengpässen beim Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer kommt, gibt es nun wieder gute Nachrichten. Bei den Corona-Impfungen in Deutschland kann das Präparat der Hersteller BioNTech und Pfizer künftig einfacher eingesetzt werden. Wie aus aktualisierten Handlungsempfehlungen von BioNTech hervorgeht, kann der Impfstoff auch schon als fertige Dosis in der Spritze bis zu sechs Stunden bei 2 bis 8 Grad transportiert werden. Das hätten neue Daten zur Stabilität des Impfstoffes ergeben.

Das ist eine gute Nachricht besonders für Pflegebedürftige, die zu Hause auf eine Impfung warten. Das Land Rheinland-Pfalz muss jetzt die Impfkampagne flexibler organisieren. Der Umstand, dass fertige Impfdosen in Spritzen künftig bereits in den Impfzentren für den Transport vorbereitet werden können, ist ein ganz großer Vorteil.

Bisher wurde empfohlen, bereits verdünnten Impfstoff nicht zwischen Einrichtungen zu transportieren – also zwischen den Impfzentren der Länder, wo das Präparat bei minus 70 Grad lagert, und Impf-Einsätzen in Pflegeheimen oder Einrichtungen des betreuten Wohnens.

Hausärzte könnten jetzt impfen

Aus MEDI Sicht spricht damit auch nichts mehr dagegen, dass sich die Hausärzte mit Coronaimpfstoff eindecken und die in häuslicher Pflege befindlichen Patientinnen und Patienten impfen. Der Impfstoff kann bei Bedarf schon im Impfzentrum verdünnt und dann als vorbereitete Dosis in der Spritze vorsichtig transportiert werden. Dafür müssen spezielle Kühlboxen verwendet werden. Spritzen oder Fläschchen sollten sicher verpackt sein, damit sie aufrecht stehen und nicht lose sind oder rollen. Nach Angaben von BioNTech ist verdünnter Impfstoff maximal sechs Stunden bei 2 bis 30 Grad haltbar.

Bereits in der letzten MEDI Info hatten wir ja schon die Impfung durch die Hausärzte gefordert. Es zeigt sich in der täglichen Praxis deutlich, dass die meisten Patientinnen und Patienten dies auch ausdrücklich so wünschen. Das Vertrauensverhältnis zischen Patienten und Ärzten würde sich sicher auch positiv auf die Impfquote auswirken. Die vielen Anfragen zur Impfaufklärung in den Hausarztpraxen haben diesen Eindruck auch nochmal verstärkt. Die Patienten fragen Ihren Arzt und das ist auch aus medizinischer Sicht absolut sinnvoll so.

Selbstverständlich muss auch hier eine angemessene Honorierung erfolgen. Wie schon für die Impfaufklärung, die analog zu EBM 35100 honoriert werden müsste, müssen die Ärzte für den zusätzlichen Aufwand entsrechend honoriert werden.

Impfstoffknappheit in den kommenden Monaten

Aus einer Ampulle können nun auch sechs statt fünf Impfdosen gezogen werden. Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer wurde Ende 2020 als erster in der EU zugelassen, inzwischen wird auch das Präparat des US-Herstellers Moderna in Deutschland eingesetzt.

Leider ist dies alles bisher vielerorts reine Theorie, denn Pfizer kann nach Angaben des Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter­iums (BMG) in den kommenden drei bis vier Wochen die bereits zugesagte Menge an Coronaimpfstoff nicht liefern.

Auch hier müssen die Bemühungen die Bevölkerung mit Impfstoffen zu versorgen sofort vom BMG intensiviert werden.