Abzocke: Suchen Sie sich ehrliche Wege für Broterwerb!

In die unsägliche Diskussion um den teuren und vor allem aus Sicht der Ärzteschaft vollkommen unnötigen Konnektrorentausch hat sich jetzt auch der Chaos Computer Club eingeschaltet. Bereits im Juli 2022 hatte MEDI Südwest schon den sofortigen Stopp des Konnektorentauschs gefordert. Rund 400 Mio EUR kostet der Tausch der Konnektoren, von nachfolgenden Problemen in den Abläufen der Arztpraxen ganz abgesehen.

Jetzt hat eine Recherche des Chaos Computer Clubs gezeigt, dass der Tausch unnötig und eine Updatelösung möglich ist.

Das Ergebniss zeigte, dass: “die auf den Konnektoren laufenden Open-Source-Komponenten mit sehr wenig Aufwand überredet werden können, neben den auslaufenden Zertifikaten einen zusätzlichen Strauß an erneuerten Zertifikaten zu benutzen. Mit diesem Wissen war ein minimalinvasiver Patch nur noch eine Fingerübung. Das Ergebnis spendet der CCC den augenscheinlich überforderten Herstellern.”

Einschränkend führt man aus, dass die gematik einen Beitrag dazu leisten müsse: “Bevor diese Patches auf die Konnektoren aufgespielt werden können, braucht es jedoch noch eine Handvoll geheime Bits, die nur bei der gematik im Tresor liegen: Damit müssten die neuen Zertifikate und Patches für die Firmware signiert werden.

Forderungen an die Politik

An die Politik werden klare Forderungen seitens des CCC formuliert: “Im Lichte der fortwährenden Geldverbrennung in der TI fordert der CCC das Bundesgesundheitsministerium auf, die gematik an eine kürzere Leine zu nehmen und dem Pfusch bei Ausschreibungen und in den Verträgen ein Ende zu setzen. Weiter fordert der CCC das Umweltministerium auf, gangbare Wege auszuloten, die allein schon aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten völlig sinnlose tausendfache Vernichtung einsatzfähiger Hardware zu verhindern.
Schließlich appelliert der CCC an die Hersteller der Konnektoren, dass sie sich ehrliche Wege für ihren Broterwerb suchen.”

Affront gegen Ärzteschaft

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Den Ärzten wird von der parlamentarischen Staatssekretärin Dittmar frech vorgerechnet: „200.000 Euro sind ein ordentliches Einkommen“. Was verdient eigentlich eine parlamentarische Staatssekreterin und vor allem, was leistet sie dafür? Populistische Lobbyarbeit für die Kassen dürfte in keinem Fall zur Stellenbeschreibung gehören. Vielmehr sollte eine Überprüfung des mehr als fragwürdigen Geschäftsgebahrens der gematik auf dem Plan stehen.

Die Ignoranz, mit der die Gesellschafterversammlung der gematik die Neubewertung möglicher Alternativen abgelehnt hat, macht zumindest stutzig. In einer Zeit, in der die Kassen ein Defizit von 17 Mrd. EUR angehäuft haben wollen, verwundert eine solche Haltung umso mehr. Auf der einen Seite wird die Ärzteschaft mit Nullrunden abgespeist, die Gelder der Neupatientenregelung werden gestrichen. Auf der anderen Seite werden 440 Mio EUR bewusst verbrannt. Die Frage, warum das Gesundheitsministerium hier nicht auf den Plan tritt, stellt sich massiv.

Cui Bono

Damit wird aber augenscheinlich, dass das vorhandene Geld des Gesundheitssystems, das dem ambulanten medizinischen Sektor und damit auch der niedergelassenen Ärzteschaft zur Verfügung stehen müsste, an dritte Parteien wie Computermonopolisten verschleudert wird. Für die Hersteller ist dieser Tausch finanziell so lukrativ, dass das Interesse an einer Updatelösung natürlich nicht groß war. Auch bei den Firmen, bei denen eine Updatelösung sogar von Anfang an vorgesehen war.

Schon damals stellte sich die Frage: Cui bono – wem nützt es? Der Ärzteschaft und der Versorgung der Patientinnen und Patienten auf jeden Fall nicht. Vielmehr dürfte die CompuGroup Medical SE & Co. KGaA aus Koblenz ein vitales Interesse an einem teuren Tausch, statt einer kostengünstigen Updatelösung haben. Wie gesagt, es stehen 400 Mio Eur Kosten im Raum, worauf auf die Hardware an sich nur ein Bruchteil entfallen dürfte.

Man kann sich daher nur der Forderung des Chaos-Computerclub anschließen: Suchen Sie sich ehrliche Wege für Ihren Broterwerb – die Abzocke der Patientinnen und Patienten und des gesamten ambulanten Gesundunheitsbereiches muss sofort gestoppt werden!

Es zeigt sich an diesem Beispiel aber auch, dass die Ärzteschaft in der Politik nicht wahrgenommen wird. Nur deshalb sind solche Kapriolen der Politik folgenlos möglich.

Deshalb müssen auch unbedingt die Protestaktionen fortgeführt werden – von der gesamten Ärzteschaft!

MEDI – nur gemeinsam sind wir stark!